MEYENBURG – Zum deutsch-russischen Jahr der Bildung, Wissenschaft und Innovation 2011/2012 hat das Meyenburger Modemuseum eine Ausstellung geplant. Ewgenija Hartleben-Kurakina – zu ihrer Zeit ein gefragtes Leningrader Mannequin – hat aus ihrer umfangreichen Privatsammlung etliche Fotos zusammengestellt. Passend dazu wird Josefine Edle von Krepl, die Chefin des Museums, Kleider und Accessoires präsentieren.
Eröffnet wird die hochkarätige Ausstellung am 10. März um 18 Uhr mit einer Lesung von und mit der schrillen Entertainerin Lilo Wanders. „Pulsschlag tief in ihr“ ist das Motto. Natürlich geht es um Liebe, Erotik und Sexualität, wenn die TV-Moderatorin die Weltliteratur auf frivol Anzügliches, prickelnd Verzauberndes durchforstet und in einer gut 90-minütigen darbietet.
Die Grande Dame der Sexualaufklärung zündet ein sinnliches Feuerwerk, das Fantasie und Lust beflügelt: Unerwartet Erotisches aus der Bibel, dazu eine Prise Bocaccio, Anaïs Nin und Patricia Highsmith – Lilo Wanders ist bekennender Bücherwurm und kennt keine Berührungsängste. „Ich verschlinge jede Woche zwei bis drei Romane“, versichert sie.
Wer allerdings plumpe Pornografie erwartet, wird enttäuscht. Beim Thema Sex gibt sich die Diva der erotischen TVUnterhaltung zuweilen überraschend zugeknöpft. Nicht selten bricht sie ihre Lesung genau dort ab, wo es ihr zu sehr ins Detail geht. „Wenn ohnehin jeder weiß, wohin die Reise geht, muss ich die Zuhörer nicht auch noch mit dem Finger darauf hinweisen“, erklärt die alterslose Dauerblondine.
Ewgenija Hartleben-Kurakina hat sich bei ihrer Ausstellung „Mode Voyage“ auf ein, zwei Jahrzehnte beschränkt. Die Fotos aus ihrer Sammlung zeigen Mode der 1960er und 1970er Jahre. „Natürliche Weiblichkeit mit einem Hauch Aristokratie ist das Credo“. Die Fotografien der Exposition ermöglichen es, sich mit charakteristischen Modetrends der damals gesellschaftlich umwälzenden Epoche und der Kreativität der Modedesigner vertraut zu machen.
Es ist interessant, sich sowohl Typ und Aussehen der Top-Models zu vergegenwärtigen wie auch die Entwicklung des Könnens der sowjetischen Fotografen, die auf Augenhöhe mit den europäischen Fotografen agierten, zu verfolgen.
Der Meister der Modefotografie in Leningrad ist Peter Segal. Seine Bilder bilden den Schwerpunkt der Ausstellung „Leningrader Mode der 1960er und 1970er Jahre“. Der Professionalität seiner Arbeiten und die Fähigkeit, außergewöhnliche Modelle auszuwählen, verdankt er seine Bekanntheit. Die Modezeitschriften wurden in der gesamten Sowjetunion vertrieben und erfreuten sich großer Beliebtheit. Peter Segal war ein erstklassiger Modefotograf mit einem ausgeprägten Kunstsinn und einemtiefen Verständnis um die Besonderheiten dieser Kunstform.
Passend zu den kunstvollen Aufnahmen bietet Josefine von Krepl ausgewählte Modelle aus ihrer Sammlung, die das Credo von Weiblichkeit und Eleganz gekonnt wiedergeben. So besitzt sie Modelle von einigen der bekanntesten Designer: Jil Sander, Sonya Rykiel, Chloé, Christian Dior, Louis Féraud, Emilio Pucci und viele andere. Die Mode der 1960er und 1970er Jahre, die in einer Zeit des Umbruchs entstand, lässt durchaus den Vergleich mit aktuellen Modellen zu. So mancher der heutigen Modeschöpfer blickt gern auf die Kreationen der damaligen Zeit zurück.
Für die Ausstellungseröffnung mit Ewgenija Hartleben und Lilo Wanders gelang es Josefine von Krepl, eine Förderung über das brandenburgischen Ministerium für Arbeit, Soziales, Frauen und Familie zu bekommen. Die Veranstaltung wird unter dem Motto „Investitionen in Ihre Zukunft“ mit Mitteln aus dem Europäischen Sozialfonds und dem Land Brandenburg unterstützt.
Lilo Wanders gastiert übrigens nicht nur am 10. März in Meyenburg, sondern auch am 2. März um 20 Uhr im Kultur- und Festspielhaus Wittenberge.
Vorbestellungen für die Vernissage mit Lilo Wanders am Samstag, 10. März, sind beim Modemuseum, 03 39 68/50 89 61 möglich.
(Von Beate Vogel)
Quelle: Märkische Allgemeine, 23.02.2012