Zeitlos stilecht – Victoria Belikova

Die Ausstellung „Leningrader Moden der 1960er und 1970er“ wird nicht  zufällig in der klassizistischen Schlossanlage auf der Jegalin-Insel gezeigt. In den 1970er Jahren fanden im prachtvollen Palast Modenschauen statt, viele Aufnahmen zeigen den schönen Park im Hintergrund.

Die Jelagin-Insel, die nach seinem einstigen Besitzer, dem Hofmarschall Iwan Jegalin benannt wurde, liegt im Nordteil des Newa-Delta in guter innenstädtischer Lage. Nach dem Erwerb der Insel 1817 beauftragte Alexander I. den Architekten Carlo Rossi, der bis heute zu den wichtigsten Baumeistern Petersburgs gehört, mit der Umgestaltung der gesamten Anlage. Er baute das Herrenhaus zu einem Palast um, errichtete Pavillons und Dienstbauten und gestaltete die riesige Parkanlage neu. Fünf Jahre später war die Jelagin-Insel eine der schönsten Architektur- und Parkensembles der Stadt. Der prunkvolle Palast beherbergt heute ein Museum für die angewandte Kunst des 18. bis frühen 20. Jahrhunderts, die Grünanlagen werden als „Zentraler Park für Kultur und Erholung“ genutzt und im klassizistischem Stallgebäude finden Wechselausstellungen statt.

200 Fotos in bester „Vintage“-Qualität

In diesem edlen Rahmen erinnert sich nun das berühmte Mannequin der 1960er und 1970er Jahre Ewgenija Hartleben-Kurakina an die besten Modedesigner und Fotografen ihrer Zeit. Ewgenija stellte ihre private Sammlung zu einer charmanten Ausstellung über eine versunkene Epoche zusammen.

Ein Modemagazin, das es nie gab

Die meisten Aufnahmen stammen von Peter Segal, der zu den führenden Fotografen der Stadt zählte und über eine Art Monopol in den beiden Leningrader Modehäusern verfügte. Er beschränkte sich nicht auf Studioaufnahmen, sondern bemühte sich um Transportmittel und fuhr so oft wie möglich in die Gärten und Schlösser der nordischen Hauptstadt und ihrer Umgebung. Die in der Ausstellung gezeigten Portraits wurden überwiegend für das Leningrader Modemagazin gemacht. Es hatte keinen Namen, wurde nicht verkauft, lag aber in jedem Atelier der Stadt aus.

Zurückhaltender Luxus

Die Ausstellung „Leningrader Moden der 1960er und 1970er“ rekonstruiert nicht nur eine in jeder Hinsicht altmodische Welt, vielmehr kann der Besucher den Wurzeln des Petersburger Stils nachspüren. Dieser ist durch eine dezente zeitlose Eleganz gekennzeichnet – das ist sogar trotz der sowjetischen Tristesse und der aus heutiger Sicht stellenweise komischen Modelle auf vielen Fotos durchaus nachzuvollziehen. Für manche mag es überraschend sein, dass es in der Sowjetunion sowohl Mode als auch Models und Modemacher gab. Davon kann sich der Besucher noch bis Ende August 2011 mit großem Vergnügen überzeugen.

Quelle:  globe-M